09.09.2015

Round Table Deutschland bezieht klar Stellung in der Flüchtlingskrise

Holger Cosse: "Helfen bei der Bewältigung der größten gesamtgesellschaftlichen Herausforderung der kommenden Jahre!"
In der aktuellen Lage um in Deutschland Schutz suchende Flüchtlinge bezieht das Präsidium von Round Table Deutschland wie folgt Stellung: "Bekanntlich ist Round Table eine parteipolitisch und konfessionell neutrale Vereinigung – das ist einer unser Grundsätze. Dass wir parteipolitisch neutral sind, bedeutet jedoch nicht, dass wir unpolitisch sind. Daher wollen wir uns zur aktuellen Situation in unserem Land, rund um den täglich wachsenden Strom von Menschen, die hier in Deutschland aus verschiedensten Gründen Schutz suchen, positionieren: Als Tabler geht es uns explizit nicht um die Frage, ob und wie Schleuser bekämpft, ob sichere Routen über das Mittelmeer oder den Balkan geöffnet werden oder das Dublin-Abkommen der Lage noch gerecht wird. Antworten auf diese Fragen zu finden ist nicht Aufgabe von Round Table, das ist Aufgabe der Politik. Wir würden es uns allerdings zu einfach machen, uns auf die Position des Neutralen zurückzuziehen und uns zu dieser großen Herausforderung für unsere Gesellschaft keine Gedanken zu machen. Zunächst sollten wir daher überall und klar Stellung beziehen gegen Brandsätze, gegen fremdenfeindliche Demonstrationen und gegen den blanken Hass, den einige Wenige den vor Krieg und Terror Geflohenen entgegenbringen. Denn jede Form von Extremismus hat nicht nur in unseren Reihen keinen Platz. Sie gehört nicht in unser Land. Denn die Würde des Menschen ist unantastbar. So steht es in unserem Grundgesetz, Artikel 1. Das ist ein Satz auf den wir stolz sein können. Denn er steht sinnbildlich dafür, dass es nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs gelungen ist, einen Neubeginn zu schaffen, aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben und sie durch eherne Grundsätze sich nicht wiederholen zu lassen.
Presse- und Meinungsfreiheit, eine demokratisch gewählte Regierung, eine unabhängige Justiz und nicht zuletzt Frieden - das sind Dinge, die uns selbstverständlich und alltäglich erscheinen. Für den ganz überwiegenden Teil der Flüchtlinge, die aus Afrika und aus dem Nahen und Mittleren Osten zu uns kommen, sind sie das ganz und gar nicht. Viele dieser Menschen sehen keinen anderen Ausweg, als mit ihren Angehörigen ihre Heimat womöglich für immer zu verlassen, um ihr Heil in der Fremde zu suchen. Auf dem Weg dorthin riskieren sie das eigene Leben und das der eigenen Familie. Sinnbildlich für diese grausame Tragödie ist das Foto des ertrunkenen syrischen Jungen, das sich in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt hat. Dabei muss uns allen klar sein, dass vor ihm schon hunderte oder gar tausende den gleichen Tod gestorben sind. „Adopt. Adapt. Improve.“ – das sind unsere Leitworte. Wir Round Tabler übernehmen Verantwortung für die Allgemeinheit, insbesondere für Menschen in kritischen Lebensphasen. Toleranz, Aufgeschlossenheit und Interesse am Austausch mit anderen zeichnet uns Tabler aus. Und genau diese Werte sind jetzt gefragt. Denn aus diesem Bewusstsein heraus werden die politischen Fragen zunächst einmal zweitrangig. Aus diesem unserem Selbstverständnis erwächst die moralische und ethische Verantwortung, denen zu helfen, die jetzt auf Hilfe angewiesen sind – insbesondere den Kindern. Denn sie hatten nie die Wahl, im Heimatland zu bleiben oder sich auf den Weg zu machen in eine ungewisse Zukunft und in ein fremdes Land. Schon heute gibt es zahlreiche Initiativen, die an den einzelnen Tischen erdacht und umgesetzt werden. Schon heute machen sich viele Tische Gedanken darüber, wie sinnvoll und direkt geholfen werden kann. Darin möchten wir Euch bestärken: setzt Euch mit dem Thema auseinander; diskutiert an den Tischen; überlegt, wie Ihr helfen könnt. Das kann durch das Sammeln von Spenden ebenso sein, wie durch Hilfe beim Erlernen unserer Sprache. Vielleicht können wir auch denen beim Arztbesuch oder beim Behördengang helfen, die darauf angewiesen sind. Angesichts der großen Welle der Hilfsbereitschaft ist dabei allerdings auch sehr wichtig, dass die Aktionen überlegt und besonnen geplant und durchgeführt werden. Wir sollten darauf achten, dass unser Bemühen nicht in Aktionismus umschlägt, sondern bedarfsgerechte und am besten auch nachhaltig wirkende Hilfestellung leisten. Denn bei aller Not vor unserer Haustür sollten wir jedoch nicht vergessen, dass die Not der Menschen etwa in Osteuropa oder auch in Nepal selbstverständlich nicht aufgehört hat zu existieren. Wir wollen daher unsere Aktionen, wie den Weihnachtspäckchenkonvoi, die Umsetzung der Nepal-Hilfe oder unser NSP „RT-Bananenflankenliga“ weiterführen. Projekte wie diese folgen einem etablierten und bewährten Konzept. Es wäre grundfalsch, das Leid der einen mit dem Elend der anderen aufzurechnen. Es gibt daher kein „entweder oder“, sondern nur ein „sowohl als auch“. Viele Kommentatoren bezeichnen die Flüchtlingskrise schon jetzt als die zentrale gesamtgesellschaftliche Herausforderung der kommenden Jahre. Setzen wir also ein gemeinsames Zeichen, dass wir uns als Tabler der Verantwortung stellen und unseren Teil zur Bewältigung dieser gewaltigen Herausforderung beitragen."
Holger Cosse RTD-Präsident 2015/2016 im Namen des Präsidiums von Round Table Deutschland

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